Das Paimio Sanatorium - Ein Triumph der modernen Architektur

Das Paimio Sanatorium ist eines der wichtigsten Beispiele der modernen Architekturbewegung. Die größte Errungenschaft des Architekten Alvar Aalto bestand jedoch darin, seinem richtungsweisenden Projekt eine ausgesprochen menschliche Dimension zu verleihen und seine eigene einzigartige Sicht auf den Architekturstil dieser Zeit einzubringen.
Das Paimio Sanatorium - Ein Triumph der modernen Architektur

Letzte Aktualisierung: 16. September 2020

Das Paimio Sanatorium, das sich in Finnland befindet, ist eines der bekanntesten Werke des finnischen Architekten Alvar Aalto. Aaltos Kreation war der Gewinner eines Wettbewerbs zum Bau eines neuen Krankenhauskomplexes im Jahr 1929.

Das Projekt verfolgt einen humanistischen Designansatz, der typisch für Aaltos Architekturstil ist. Seine Arbeit geht über den typisch funktionalen Charakter der modernen Architektur hinaus und legt dabei großen Wert auf Details.

Das Paimio Sanatorium war ein Wendepunkt in der finnischen Architektur und viele betrachteten es als das Durchbruchsprojekt Aaltos. Das Gebäude ist ein klares Beispiel für Architektur, die die Traditionen der modernistischen Bewegung respektiert.

In Bezug auf die moderne Architektur hat das damals neue Krankenhaus dazu beigetragen, Finnland auf die Landkarte zu setzen. Das Gebäude steht derzeit auf der engeren Auswahlliste, um zu einem UNESCO-Weltkulturerbe zu werden.

Die Lage des Krankenhauses

Das Krankenhaus liegt etwa 29 km von der finnischen Stadt Turku entfernt und befindet sich in einer der höchsten Regionen Südostfinnlands. Es besteht aus einem Gebäudekomplex, der einen Dialog mit der Umgebung zu schaffen scheint. So bietet es beispielsweise eine großartige Gelegenheit, die atemberaubende Aussicht und  viel natürliches Licht zu genießen.

„Moderne Architektur bedeutet nicht die Verwendung unreifer neuer Materialien. Stattdessen ist es das Wichtigste, die Materialien in eine menschlichere Richtung zu verfeinern.“

– Alvar Aalto –

Das Gestaltungskonzept

Die Entspannunsbereiche des Paimio Sanatoriums

Alvar Aalto entwarf das Sanatorium ursprünglich für 296 Patienten und schuf Räume, die die Heilung und Rehabilitation von Menschen mit Tuberkulose fördern sollten. Laut Aaltos eigenen Worten war das Gebäude ein „medizinisches Instrument“, das sowohl Ärzten als auch Patienten zur Verfügung stand.

Das Krankenhaus ist in verschiedene Bereiche unterteilt, darunter:

Aalto entwarf jeden Raum bis ins kleinste Detail, entsprechend seiner jeweiligen Funktion. Darüber hinaus achtete er sehr genau auf die Ausrichtung der einzelnen Räume, um die umwerfende Aussicht optimal zu nutzen.

Außerdem umfasst der Komplex noch verschiedene andere Gebäude. Ärzte und Klinikmitarbeiter konnten sich in isolierten Pavillons aufhalten, die sich außerhalb des Hauptkrankenhausblocks befanden. Dadurch erhielten die Mitarbeiter mehr Privatsphäre und sie konnten sich zwischen ihren Diensten ausruhen.

Der Grundriss des Paimio Sanatorium

Darüber hinaus legte Aalto großen Wert auf die Gestaltung des Hauptblocks des Paimio Sanatoriums, in dem sich die Patientenzimmer und Ruhebereiche befanden. Daher wurden die Entspannungsbereiche, die sich am Ende jeder Etage befanden, besonders hervorgehoben.

Die Patientenzimmer waren nach Südosten ausgerichtet, während die Entspannungsbereiche nach Süden blickten. Indem er die Räume auf diese Weise ausrichtete, wollte Alvar Aalto das natürliche Licht und seine heilenden Eigenschaften optimal nutzen und so die Heilung und Erholung der Patienten erleichtern.

Eine überdachte Dachterrasse nimmt die komplette oberste Etage des Hauptgebäudes ein. Sie hat eine Kapazität von bis zu 120 Personen und bietet einen spektakulären Blick auf die umliegende Landschaft.

Die Patientenzimmer hatten Platz für zwei Personen und wurden sorgfältig entworfen, um den größtmöglichen Komfort zu bieten. Zum Beispiel entschied sich Aalto für eine indirekte künstliche Beleuchtung und ließ die Decken grün streichen, um die Blendwirkung zu reduzieren.

Ein weiteres Detail, das zur Genesung der Patienten beitrug, waren die Heizkörper an der Decke, die eine direkte Wärmestrahlung verhinderten. Aalto gab sich aber auch bei der Gestaltung der Sanitärinstallationen und Armaturen große Mühe. Zum Beispiel trug die Form der Waschbecken dazu bei, das Geräusch von fließendem Wasser zu minimieren.

In ähnlicher Weise entwarf Aalto sogar Möbel, um die Pflege und Erholung der Patienten zu fördern. Eines seiner bemerkenswertesten Stücke war der Paimio-Stuhl. Das ergonomische Design half den Patienten, leichter zu atmen.

Die Patientenzimmer waren nach Südosten ausgerichtet

Der Zugang zum Paimio Sanatorium

Die Straße zum Sanatorium Paimio führt durch einen dichten Kiefernwald und ist nur mit dem Auto zu erreichen. Aufgrund des abgelegenen Standorts und des eingeschränkten Zugangs zum Sanatorium legte Aalto nicht allzu viel Wert auf die Gestaltung der Hauptfassade. Stattdessen liegt die Wirkung seiner Arbeit in der Überraschung, einen so riesigen Komplex inmitten einer idyllischen Landschaft zu finden.

Die Ästhetik des Gebäudes

Das Paimio Sanatorium wurde für eine Vielzahl von Patienten konzipiert. Das natürliche Sonnenlicht und die Krankenhausgärten waren daher nicht nur Teil der gesamten Ästhetik des Gebäudes, sondern trugen auch zur Förderung der Genesung der Patienten bei.

Wie bereits zuvor erwähnt, hat Aalto das Innere des Krankenhauses bis ins kleinste Detail geplant. Zum Beispiel integrierte er sogar Wände mit abgerundeten Ecken in den Lobbys und Fluren des Gebäudes.

Aalto entwarf jeden Raum auf eine Weise, die es möglich macht, so viel Licht und frische Luft wie möglich einzufangen. Zu diesem Zweck wurden die Zimmer mit großen Fenstern ausgestattet, um viel Sonnenlicht einfallen zu lassen.

Abschließende Gedanken

Aaltos Kreation, die seit ihrem Bau auf vielfältige Weise genutzt wurde, strahlt auch heute noch ein Gefühl von Humanität und Empathie aus. Dies ist dem Architekten zu verdanken; er befand sich zur Zeit des Kommissionswettbewerbs selbst in medizinischer Behandlung und konnte dadurch seine persönlichen Erfahrungen in das Projekt einfließen lassen.